Dienstag, 5. Juli 2011

Meinung der Woche: Facebook-Partys

Facebook - Das Adressbuch für Kumpels und die Leute die ich seit der 3. Klasse nicht mehr gesehen habe und eigentlich auch nicht mehr sehen wollte. Es gibt Gründe warum das Gehirn Dinge bewusst vergisst.

Nun habe ich Freunde, Freundesfreunde, Freundesfreundefreunde-mit-denen-ich-mal-5min.-auf-einer-Party-geredet-habe, Arbeitskollegen, bin Fan von Filmen und Autoren, kommentiere Urlaubsfotos, gratuliere zum Geburtstag, und so weiter.


Aber gerade dieses, jenige, welche soziale Netzwerk, dass ja eigentlich so toll ist, steht in der Kritik Daten zu sammeln, Gesichter zu scannen und ganz neu! -  grundgebende Ursache für Kleinstadtverwüstungen zu sein – Tjaha!

Mit der Funktion Freunde, Kollegen und damit es auch mit dem Nachbarn klappt, diesen zu einem „Event“ einzuladen, kommen auch schon die nächsten Probleme.  Nein die Spühlmaschine ist nicht kaputt.
Denn sollte man versehentlich die Grundeinstellung „public“ unberührt lassen, kann jeder einsehen, wann, wo, wie, wer feiert! (Steht auch nur fett drunter, aber ok.)

Dumm nur, dass die aktuelle Internetgeneration diese „Handbücher“ nicht mehr kennt oder generell das Lesen aufgegeben hat und deswegen frisch, fromm, fröhlich, frei gar jeden der 500 Millionen User des Facebooknetzwerkes persönlich zu seiner Geburtstagsfete in den elterlichen Schrebergarten einlädt.
(Spätestens nach dem 500. "Ja, ich nehme teil, würde ich die Gruppe auf privat setzen, aber weiter im Text...)

Keiner Wunder also, dass das Mauerblümchen aus der Parallelklasse plötzlich zur größten Partymaus des Landkreises und der Kaffee mit Kuchen mit Oma zur Loveparade 0.5 mutiert.

Da werden Straßen von Menschenmassen bevölkert und alle gratulieren einem zum Älter werden.
Eigentlich ja nett!
Bürgermeister beißen sich dabei aber heimlich in die  Faust, da zu ihrem letzten Bürgerfest nur die alteingesessenen Trachtler aufmarschiert sind, die so viel Stimmung versprühen wie eine Zimmerpflanze auf LSD.

Natürlich bleibt meist ein größerer Schaden und eine horende Polizeirechnung zurück. Klar, viele hundert Menschen auf einem Fleck machen nun einfach mal Schmutz und Dreck und da geht auch schon einmal der ein oder andere Zaun kaputt oder es brennen Toilettenhäuschen - wobei man sich schon fragen sollte, warum mitten auf der Straße eines Vorortes Toilettenhäuschen stehen!

Ok, wenn dann schon eine Reiterstaffel der Polizei aufgaloppieren muss, heißt das im Fachjargon "Alarmstufe äh... Pferd!" und die (meist) Jugendlichen müssen ja in ihrem Energiedrink-Zuckerkollaps-Rausch irgendwie wieder unter Kontrolle gebracht werden. Ein Wunder, dass das Ganze bisher ohne Hundertschaften, Wasserwerfer, Elektroschocker (meist nach dem Wasser) und einem atomaren Bombadement aus dem Orbit funktioniert hat!

Das Alles wirkt in der öffentlichen Meinung, als ob sich mal wieder eine neue Generation an Jugendlichen heranzüchtet, die nur eines im Sinn haben: Sich gruppieren und dann mit Schwarmgedächtnis Angriffe auf unschuldige Passanten und Eigenheimbewohner, bevorzugt in kleinen Gemeinden und mit weißen Gartenzaun starten!

Ich frage mich eh, wann mir die erste Bildschlagzeile ins Gesicht springt:
„Facebook-Party eskaliert! Bürger greifen abwehrend zu den Waffen!“


Um dagegen vorzugehen wollen die Innenminister nun ein Verbot aussprechen.


Aber was mach ich jetzt wenn ich wirklich jemanden auf eine private Feier einladen möchte?
– Verboten!
Oder wenn Unternehmen per Facebook ein tolles Event ankündigen wollen?
– Verboten!
Wie wäre es wenn kleine Schauspielgruppen das Netzwerk nutzen wollen, um sich der breiten Maße günstig zu präsentieren?
– Verboten.

Natürlich werden nicht alle verboten! Das ist schon reich technisch schwer zu lösen.
Also keine Sorge, falls der erste Menschenrechtler aufspringt und seine Fahne raushängt…

"Wenn die öffentliche Sicherheit und Ordnung gefährdet wird, müssen Facebook-Partys im Vorweg verboten werden

Na ja also wann weiß ich denn, dass die Sicherheit gefährdet ist?
- Wenn 100.000 besoffene Oktoberfestgänger nach dem letzten „Prosit!“ um Mitternacht aus dem Bierzelt rumpeln und anfangen sich die Birne mit Maßkrügen einzuprügeln?
-  Wenn im Mai wieder mal die Berliner Innenstadt eine neue Fassade bekommt und Ladenbesitzer ihre Fenster vernageln?
- Wenn langhaarige John-Lennon-Brillen-Träger versuchen sich an die Gleise eines mit radioaktiven Müll beladenen Zuges zu ketten?

Und das ganz ohne Facebook! Irre!

Kennt jemand noch die Geschichte, als ein Junge (nicht besonders beliebt in der Schule) seinen Geburtstag in der sturmfreien Bude feiern wollte - mit ein paar Freunden? Das Anwesen war wunderschön, bis sich die Sache per Mund-zu-Mund-Propagande herumsprach und die halbe Stadt diese eben als so wunderschön angeprisene Anwesen samt großen Garten und fetten Pool beim feiern so dermaßen verwüstet hat, dass der eben als etwas unbeliebt in der Schule genannte Junge samt seinen Eltern in einem Wohnwagen in dem eben als groß betitelten Garten hausen mussten, bis das Gebäude wieder komplett saniert wurde!
Nein?
Jedenfalls war auch hier kein Facebook im Spiel! War aber bestimmt 'ne Hammer-Fete!

 "Gibt es im Vorfeld einer angekündigten Facebook-Party konkrete Hinweise auf eine Gefahr für Teilnehmer oder unbeteiligte Dritte, ist es die Aufgabe einer kommunalen Ordnungsbehörde, die Veranstaltung zu untersagen"

Tja hätte das mal der Junge gewusst. Aber gut, dass sich dann Ordnungbehörden drum kümmern!

Äh,… kurze Frage. Sollen die jetzt über 18 Millionen Facebookprofile checken, ob die grade versuchen eine Party zu veranstalten? Oder wird eine Anti-Facebook-Miliz ins Leben gerufen die Nachts umherstreichende Facebook-Event-„Ja, ich nehme teil“-Klicker in den lokalen Straßen verfolgt?

Ich möchte jetzt natürlich niemanden anklagen oder mit dem Finger drauf zeigen ohne einen Vorschlag zu machen.

Warum fragt man nicht einfach mal bei Facebook an, ob die eventuell bereit wären die Grundeinstellung von Events von „public“ auf „privat“ zu setzten? Bzw. man kein Häkchen weg machen muss um das ganze „Privat“ zu machen, sondern ein Häkchen machen muss, um das ganze „Öffentlich“ zu machen.

Damit auch nur Leute die sich wirklich damit auseinandersetzten und das Zeug dazu haben die Verantwortung zu übernehmen, die Möglichkeit haben, öffentliche Veranstaltungen zu planen.

Würde auch ohne Verbot funktionieren...oder?
Auch hier sieht man wieder, dass Politiker gerne mal Verbesserungsvorschläge machen wollen wovon sie keine Ahnung haben.

Danke für’s Lesen.

Quellen:
Spiegel Online: Innenminister sagen Facebook-Partys den Kampf an
Nutzerzahlen Facebook in Deutschland